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Sportärzte Symposium 2019

Am Samstag, den 16. November 2019 fand in Pforzheim das 10. Symposium der "Sportärztezeitung" statt.

Nachfolgend werden zwei ausgewählte Highlights aus dem Symposium aufgeführt:

- Olympiasieger Fabian Hambüchen reflektiert über seine Karriere aus gesundheitlicher Sicht

- Neuigkeiten zur Behandlung des Patellaspitzensyndroms
 

FABIAN HAMBÜCHEN REFLEKTIERT ÜBER SEINE KARRIERE AUS GESUNDHEITLICHER SICHT

Fabian Hambüchen ist berühmt dafür, dass er ein komplettes Set an Olympia-Medaillen erhalten hat: eine in jeder Farbe am Reck. Er verbesserte seine Platzierungen alle vier Jahre: von einer Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking über eine Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 2012 in London bis hin zur Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio. Ohne die fachkundige Hilfe seines Ärzteteams wäre es nicht möglich gewesen, an drei olympischen Veranstaltungen teilzunehmen – ein Unikum für die strapazierende Laufbahn eines Turners. In seiner Krankenakte finden sich ein gerissenes Knöchelband, eine gerissene Achillessehne und einen gerissenen Supraspinatus Muskel - um nur einige der Verletzungen aufzuzählen. Deshalb hat es sich gelohnt, seinen gewonnenen Erkenntnissen zuzuhören:

  • Viel präventives Training machen: Als Turner konzentrierte er sich immer darauf, seine Brustmuskeln zu stärken. Das hat gut bis zu dem Zeitpunkt der Olympischen Spiele in Peking funktioniert, als er dann mit vielen Rückenproblemen kämpfen musste. Jetzt, da er aus dem Profisport ausgeschieden ist, zahlt er den Preis dafür. Er bemerkt seine Rückenprobleme jedes Mal, wenn er zum Beispiel aus einem Auto steigt. Deshalb empfiehlt er, zu pektoralen Übungen stets eine gleichmäßige Anzahl von dorsalen Übungen durchzuführen.

 

  • Die mentale Gesundheit stärken: Im Jahr 2008 reiste er als amtierender Weltmeister nach Peking, was mit sich die allgegenwärtigen Erwartung brachte, Gold gewinnen zu müssen. Der hohe Erwartungsdruck hatte ihn jedoch von seinem Ziel abgelenkt und er erreichte „nur“ den dritten Platz. Seine Enttäuschung war so groß, dass er die Übungen mit noch mehr Training kompensierte, was dazu führte, dass er sich im Nachhinein ernsthafte Verletzungen zuzog. Was ihm letztlich 2016 die Goldmedaille einbrachte, war nicht nur seine körperliche Fitness, sondern auch seine geistige Stärke. Er konnte drei Monate lang wegen eines Risses im Supraspinatus Muskel nicht trainieren und begann erst drei Wochen vor den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro wieder mit dem Training. Jahrelanges mentales Training führten dazu, dass die Verletzungen ihn nicht mental beeinträchtigten und er sich voll darauf konzentrieren konnte, sein großes Ziel zu erreichen.

 

  • Die Ernährung verbessern: Sein Ratschlag war, nicht zu viel zu experimentieren. Jeder reagiert anders auf Ernährung und bei den zahlreichen Ernährungstipps ist es am besten, nicht zu viele verschiedene Dinge auszuprobieren. Einmal reduzierte er seine Ernährung auf ein absolutes Minimum. Er aß meist Salat, um sein gewünschtes Gewicht zu erreichen, brauchte dann aber über ein Jahr, um seine volle Kraft zurückzugewinnen.

Bei der Diskussionsrunde wurde er gefragt, inwiefern ein Sportarzt einen jungen Athleten davon überzeugen kann, dessen Ratschlag zu folgen. Er empfahl, sich nicht nur als ein einzelner Arzt, sondern als Team zu präsentieren. Hambüchen kommentierte, dass er als Athlet geneigt sei, ausschließlich dem Rat seines Trainers zur Trainingsverbesserung zu folgen. Aber in Wirklichkeit unterstützen ihn auch der Motivationstrainer, die Ernährungsexperten und viele andere mehr. Als Beispiel führt er auf, dass der Körper nach dem Training Erholung braucht. Jedoch gehen einem jungen Athleten zahlreiche Dinge durch den Kopf, die ihm davon abhalten, schlafen zu gehen. Er war zu 1000% überzeugt, dass es ein ganzes Team braucht, um eine solche Routine zu ändern.
 

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hambüchen

During questions and answers, he was asked how a sports doctor can convince young athletes to follow their advice. He recommended to not just present yourself as one single doctor, but as a team. Hambüchen commented that as an athlete, he was inclined to just follow his coach’s advice for the training improvement. But in fact, there was also the mental coach, the nutrition experts and many other more. For example, after a workout, the body needs the rest and as a young athlete, there are still so many other things in your mind that keep you from going to bed. He was convinced 1000% that it takes a whole team for changing such a routine.

 

Neuigkeiten zur Behandlung eines Springers

Die Diagnose Patellaspitzensyndrom, eine Reizung der Kniescheibensehne, wird von Sportlern wegen ihrer langen Behandlungsdauer gefürchtet: Ein Drittel der behandelten Sportler kehrt innerhalb von sechs Monaten nicht mehr zum Sport zurück. Hinzu kommt, dass es viele Athleten gibt, die überhaupt nicht mehr in ihren Sport zurückkehren können, vor allem in Sportarten, in denen häufiges Springen erforderlich ist, wie im Volleyball und Basketball.

Während des Symposiums gab Dr. Henning Ott einen Überblick über die Therapiemethoden und stellte den neuesten Behandlungsstandard heraus.

Die Patellarsehnenentzündung erfordert eine differenzierte Therapie. Die Behandlung sollte konservativ beginnen, einschließlich temporären Anpassungsübungen, progressiven Belastungsübungen sowie der Beseitigung der zugrunde liegenden Ungleichgewichte und Funktionsdefizite. Darüber hinaus ist die extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) heute weit verbreitet, da sowohl radiale als auch fokussierte Stoßwellen gute Ergebnisse zeigen. Es gibt genügend wissenschaftliche Belege dafür, dass eine konservative Therapie in Kombination mit ESWT kurz-, mittel- und langfristig besser ist als ohne.

Kortisoninjektionen wurden jedoch als Behandlungsoption abgelehnt. Insgesamt gibt es keine konstant guten Ergebnisse und es besteht auch ein hohes Risiko, dass das Kortison die Patellasehne beschädigt. Tatsächlich erwähnte Dr. Ott, dass es heute keine einzige Indikation mehr gibt, bei der noch Kortisoninjektionen benötigt werden. Im Wesentlichen ist diese Behandlung veraltet und sollte ersetzt werden. Eine Injektion mit PRP oder Hyaluronsäure hat jedoch gute Ergebnisse erbracht, obwohl sie für den Patienten sehr schmerzhaft ist.

Natürlich war EMS auf dem Symposium mit einem Stand vertreten, um mit Sportmedizinern aus Deutschland in Kontakt zu treten und die Wirksamkeit der Stoßwellentherapie zu demonstrieren.

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